Proposte escursionistiche • Sentieri Svizzeri

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Literatur Nr. 0305
Saas Fee • VS

Literatur

Auf der Flucht aus Nazideutschland verschlug es die Familie Zuckmayer an verschiedene Orte in der Schweiz und den USA. 1938 sahen sie Saas Fee zum ersten Mal und verliebten sich auf Anhieb in den Ort. «Als wir, meine Frau und ich, an einem Juliabend des Jahres 1938 mit unseren Rucksäcken den Kapellenweg von Saas Grund nach Saas Fee hinaufwanderten, wussten wir nicht, dass wir heimgingen», schrieb der Schriftsteller Carl Zuckmayer (1896 - 1977) in seinem autobiografischen Werk «Als wär's ein Stück von mir». Bei Schnee ist nur das obere Wegstück zwischen Saas Fee und der Wallfahrtskapelle «Zur hohen Stiege» offen. Es lohnt sich jedoch, das kurze Wegstück auf den Spuren des Dichters kennen zu lernen, etwa als Einstimmung auf die anschliessende Wanderung über den Zuckmayer‑Wanderweg. Es ist eine Wegstrecke, auf der der Schriftsteller selber oft wanderte. Sie führt durch einen Wald mit mächtigen, uralten Lärchen, die es ihm besonders angetan hatten: «In Ehrfurcht ziehe ich meinen Hut vor den uralten Lärchenbäumen.» Zuckmayer liebte Bäume, und nicht umsonst liess er seinen Gedichtband unter dem Titel «Der Baum» erscheinen. Der Weg beginnt beim Haus Vogelweid, der einstigen Wohnstätte von Zuckmayers. Zur Feier des 100. Geburtstages von Carl Zuckmayer wurde dieser Weg eingeweiht. Fünf Serpentinsteine stehen entlang des Weges, die der einheimische Künstler Urs Supersaxo gestaltet hat. In die Steine sind fünf Zitate des Dichters eingraviert. Mit diesen markanten Zitaten wird die Wanderung nicht nur zu einem landschaftlichen Erlebnis, sondern auch zu einem meditativen Gang.
Literatur Nr. 0306
Cavigliano — Seghellina • TI

Literatur

Der Ausgang des Tals ist verschüttet. Das Unwetter tobt, bald wird es wohlmöglich die Hänge ins Rutschen versetzten. Herr Geiser weiss um die drohende Katastrophe. Verzweifelt sucht er, das Wissen der Menschheit zu retten. Auf Zettel schreibt er, was es nicht zu vergessen gilt. Ein letzter verzweifelter Ausbruch führt ihn über den Passo della Garina, doch dann kehrt Geiser zurück. Unfassbar und zugleich verschwindend klein ist die menschliche Existenz vor der Urgewalt der Natur. Kleiner noch das individuelle Sein. Im tief eingeschnittenen, von der Welt vergessenen Onsernonetal hat Max Frisch sein Refugium gefunden. Dem Tal ein Denkmal gesetzt hat er in dem 1979 erstmals erschienenen schmalen Band «Der Mensch erscheint im Holozän» mit Herrn Geiser als Hauptfigur. Frischs Asche hat der Talwind durchs Tal getragen. Beim Dorfeingang von Berzona, an der Aussenmauer des Friedhofs, erinnert eine Gedenktafel an den grossen Schweizer Schriftsteller. Steil steigt der Wanderweg zunächst hinauf Richtung Nebi und Gerbi. Bei der Kreuzung geht es links über den sonnenexponierten Hang nach Ronconaia und hinab nach Cresmino. Auf dem alten Talweg läuft es sich bequem nach Auressio. Liegt noch kein Schnee, lockt der Weg über Mulegn zu den literarischen Fluchtspuren von Geiser. Nicht empfehlenswert ist die scharfe Kurve zwischen Auressio und Loco auf der engen Fahrstrasse. Variante: Von Auressio mit dem Postauto nach Berzona, von dort an der Gedenktafel vorbei durchs Dorf und zurück in den Hauptort Loco. Gegen 14 Uhr verabschiedet sich die winterliche Sonne aus dem Tal.
Im eisigen Les Verrières Nr. 0309
La Brévine — Les Verrières • NE

Im eisigen Les Verrières

Achtung, dies ist keine Wanderung für Anfänger oder für «Grförli». Wer sich zur kalten Jahreszeit in die kälteste bewohnte Region unseres Landes wagt, muss sich richtig ausgerüstet mehrere Stunden lang in dünn besiedelter Naturlandschaft zu bewegen wissen. Die Route im Neuenburger Jura von La Brévine über Les Bayards nach Les Verrières ist zwar markiert, verlangt aber volle Aufmerksamkeit wegen des Verlaufs in bewaldetem, coupiertem Gelände (Karte unerlässlich, Kompass empfohlen) und wegen klimatisch bedingter Gefahren (Eisglätte). Sollten sich Probleme abzeichnen, lieber umkehren als ein Risiko auf sich nehmen. Zwar sinken im geschlossenen, abflusslosen Hochtal von La Brévine die Temperaturen bereits ab Ende November meist tief unter den Gefrierpunkt, doch lässt der Schnee oft bis zum Jahreswechsel auf sich warten. Zu Beginn des Winters lässt sich die Route bei aperem Boden daher mit Wanderschuhen begehen. Wenn dann aber eine weisse Decke der Landschaft einen wahrhaft sibirischen Anstrich verleiht, schnalle man sich Schneeschuhe an die Füsse. Die Richtung der Tour - allgemein gegen Südwesten - wurde mit Absicht so gewählt, dass die wärmenden Sonnenstrahlern von vorne und die bissigen Bisenstösse von hinten kommen. Während der erste und der dritte Abschnitt der Wanderung teilweise offenes Gelände durchqueren, verläuft die mittlere Etappe vorwiegend durch Nadelwald, wo man Schutz vor dem kalten Nordostwind - und im Schatten die extremsten Tieftemperaturen findet (Thermometer mitnehmen, damit man nach der Rückkehr renommieren kann).
Zauberhafte Kleine Emme Nr. 0310
Bushaltestelle Neuemsern-Rossei — Entlebuch • LU

Zauberhafte Kleine Emme

Zwischen Wolhusen und Entlebuch hat die Kleine Emme eine abwechslungsreiche Flusslandschaft geformt, die auch in der kalten Jahreszeit zum Wandern und Entdecken einlädt. Ideal ist der Beginn der Wanderung an der Haltestelle Neuemsern-Rossei, die das Postauto bedient, das in Richtung Romoos fährt. Man wandert ein kurzes Stück der Strasse entlang zurück, bis eine Brücke den Wechsel ans andere Ufer ermöglicht. Von jetzt an gehts flussaufwärts. Schon bald folgt einer der schönsten Abschnitte der Wanderung. Der Weg steigt weit über das Ufer der Emme hinauf, führt durch ein Waldstück und macht eine Schlaufe zur Fontanne, in der im Oberlauf auch Gold gewaschen wird. Nach einer kleinen Brücke gehts wieder um ein paar Biegungen, bis die Route auf den Zusammenfluss von Kleiner Emme und Fontanne trifft. Bei der nahen Kappelbodenbrücke wechselt man wieder ans östliche Ufer der Kleinen Emme. Nach ein paar Hundert Metern folgt ein besonders interessanter Teil des Flussbettes. Die Emme hat hier mehrere Einschnitte, fast kleine Schluchten, in den Nagelfluh-Untergrund gegraben. Skurrile Formen von gefrorenem Spritzwasser kleben an den Seitenwänden, darunter schäumt das Wasser durch die Engstellen. Man betrachte das Schausspiel aber vom bewaldeten Ufer aus, denn das Betreten der Uferfelsen ist bei Schnee und Eis äusserst gefährlich! Wenig später ist Ämmenmatt erreicht, wo seit den Unwettern von 2005 eine riesige Gerölllandschaft ungemein eindrücklich die Kraft des Wassers beweist. Nach einer S-Kurve tauchen die ersten Gebäude von Entlebuch auf. Der Weg führt direkt zum Bahnhof, und das nächste Restaurant steht nur wenig oberhalb am Dorfeingang.
Zwischen den Zähnen der Alten Nr. 0311
Monte Brè — Sonvico • TI

Zwischen den Zähnen der Alten

Von Lugano aus fährt eine Standseilbahn auf den Gipfel des Monte Brè, den Ausgangspunkt dieser Wanderung. Nach einem kurzen Abstieg wandert man auf Kopfsteinpflaster zwischen rustikalen Steinhäusern durch die Gassen des Dorfs Brè. Nach dem öffentlichen Grillplatz ausserhalb des Dorfs führt der Wanderweg über Weiden in den winterkahlen Wald hinein. Nach einigen Kurven steht man oben auf der Krete und wandert dann dem Westhang des Monte Boglia entlang zur Alpe Bolla. Zwischen Mitte Dezember und Ende Januar blühen dort zu Hunderten die Christrosen. Es ist kaum vorstellbar, wie diese Pflanze mitten im Winter blühen kann! Wer die kürzere Variante nach Cadro hinunter vorzieht, kann noch etwas länger bei den Christrosen auf der Alpe Bolla verweilen. Wer der vorgestellten Route und damit dem Grat der Denti della Vecchia entlang weiterwandern möchte, hat noch eine lange Strecke vor sich und sollte die wenigen Stunden mit Tageslicht nutzen. Abwechslungsweise auf der italienischen, dann wieder auf der schweizer Seite schlängelt sich der Wanderweg dem Grat dentlang. Immer wieder leuchten die Blüten der Christrosen zwischen Laub und verdorrtem Gras hervor. Aussichtsreiche Weitblicke auf die Berge wechseln sich mit Tiefblicken ins Val Colla oder hinunter auf die Ebene von Lugano ab. Nach der Capanna Pairolo, die im Winter geschlossen ist (deren Schlüssel Wandernde aber vorgängig organisieren können), beginnt der Abstieg nach Sonvico. Allfälliges Eis und Kastanienblätter auf dem Boden fordern nochmals volle Konzentration.
Literatur Nr. 0308
Stn. Glattfelden — Stn. Zweidlen • ZH

Literatur

Seit 1995 gibt es einen Gottfried‑Keller‑Dichterweg, der den Wandernden an 11 Stationen auf Schautafeln Texte des grossen Schweizer Literaten (1819 - 1890) näher bringt. Wer die Wanderung mit einem Besuch des seit 1985 bestehenden Keller‑Zentrums in der Dorfmitte von Glattfelden verbindet, erhält einen guten Überblick über Leben und Werk des Dichters. An der südöstlich des Dorfes liegenden Bahnstation Glattfelden gibt eine Orientierungstafel Auskunft über den Verlauf des Weges. Vom Bahnhof erreicht man via Schachen und Cholplatz die gedeckte, hölzerne Hegstenbrücke und betritt nach wenigen Minuten das Dorf Glattfelden mit der Kirche, dem Gottfried‑Keller‑Zentrum (mit einer Ausstellung zu Leben und Werk des Dichters) sowie alten stattlichen Riegelbauten. Das Haus mit dem Dichter‑Zentrum - datiert mit 1526, im 19. Jahrhundert verändert - ist zudem auch als Objekt von nationaler Bedeutung im Kulturgüterschutz‑Inventar enthalten. Dass sich diese Gedenkstätte gerade hier befindet, hat einen guten Grund, stammten doch die Eltern des Dichters aus Glattfelden, und er selber war Bürger dieses Orts. Zudem war der junge Gottfried Keller auch später noch öfters zu Gast bei seinem Onkel, dem Arzt Heinrich Scheuchzer. Zahlreiche Textstellen im «Grünen Heinrich», aber auch die eine oder andere Erwähnung in den «Leuten von Seldwyla» beziehen sich denn auch auf das schmucke Heimatdorf des Dichters. Rund eine halbe Stunde dauert danach der Aufstieg zum Laubberg, wo eine schöne Aussicht auf die Glatt‑Ebene lockt. Eine weitere Etappe auf dem Weg bildet das Paradiesgärtli - ein schöner Aussichts‑ und Rastplatz, der ebenfalls in Kellers Werk «Der grüne Heinrich» erwähnt wird. Durch den Wald geht es steil nach Rheinsfelden hinunter Richtung Zweidlen.
Mineralwasser Nr. 0300
Romont (FR) — Lucens • FR

Mineralwasser

Der Anmarsch von Romont an der SBB‑Linie Bern - Freiburg - Lausanne in nordwestlicher Richtung quert schon bald die freiburgisch - waadtländische Kantonsgrenze und führt dann im Zickzack durch harmonisch‑abwechslungsreiches Feld‑und‑Wald‑Territorium im Einzugsgebiet der Gemeinden Dompierre und Seigneux. Hier versickert Niederschlagswasser und arbeitet sich durch den grobkörnigen Sandstein im Untergrund, bis es nach durchschnittlich sieben Jahren die Quellfassung von Henniez speist. Unterwegs reichert es sich mit Mineralien und Spurenelementen an, vor allem mit Kalzium~ karbonat. Der gute Ruf des Gesundbrunnens führte 1688 zum Bau einer ersten Gaststätte, der später ein monumentales Hôtel des Bains folgte. Von alter Bäderherrlichkeit findet sich jetzt mit Ausnahme eines ehemaligen Personalhauses keine Spur mehr. Dürstenden Wandersleuten spendet eine Brunnenröhre gratis einen Erfrischungstrunk von kühlen neun Grad. Ganz in der Nähe werden stündlich mehrere hundert Liter Mineralwasser in einer modernen Abfüllanlage für den Versand bereitgestellt. Um Verunreinigungen des kostbaren Gutes zu verhindern, unterhält der Betreiber - seit 2007 ist es der Weltkonzern Nestlé - einen Naturpark von 250 Hektar Ausdehnung mit aufgeforstetem Baumbestand. Der Ort Henniez selber - benannt nach einem (römischen) Gutesbesitzer namens Ennius - liegt am Westrand dieses geschützten Quellenbereichs. Die Wanderroute erreicht nach Querung der Ebene das Ufer der Broye und, sich nach Südwesten wendend, bald auch die winzige Bahnhaltestelle an der Broyetallinie Lausanne - Lucens - Payerne (Tipp für vorzeitig Ermattete). Die letzten Wanderkilometer begleiten dann den zwischen Hochwasserdämme gelegten Fluss bis zum historischen Städtchen Lucens.
Mont Soleil Nr. 0301
Mont Soleil — Courtelary • BE

Mont Soleil

Der Wanderausflug startet am Bahnhof St‑Imier, von dem aus nach ungefähr einer Viertelstunde die Station der Standseilbahn erreicht ist. Wenn in St‑Imier unten dicker Nebel hängt, erblickt man im besten Fall wenige Minuten später auf dem Mont Soleil oben eine andere, sonnige Welt. Auf dem Erlebnispfad «Sentier découverte Mont Soleil - Mont Crosin» werden die Wandernden am Centre Solaire vorbeigeführt, dem grössten Sonnenkraftwerk der Schweiz, und an mehreren Windturbinen, die zum ersten Windkraftwerk der Schweiz gehören. Unterwegs informieren Tafeln über die Energieproduktion auf dem Mont Soleil. Oft befinden sich auch gleich Rastgelegenheiten in der Nähe, die zum Schutz vor aufdringlichen Kühen eingezäunt sind. Offene Juraweiden mit Trockensteinmauern wechseln sich ab mit ausladenden, allein stehenden Fichten, Baumgruppen und Hecken. Bei Le Bardeau sind auf den Weiden mehrere Dolinen, trichterförmige Vertiefungen, zu sehen, die durch die Verwitterung des Kalkuntergrunds entstanden sind. Bei den zwei Restaurants des Mont Crosins überquert man die Passstrasse, die St‑Imier mit Tramelan und Les Breuleux verbindet, und wandert an den Gehöften Croix du Ciel und Le Piémont vorbei sanft absteigend durch den Wald und über Weiden hinunter nach Courtelary. Wer den steilen Abschnitt nach Piémont vermeiden will, kann alternativ der (schwach befahrenen) Strasse folgen. Je nach Windrichtung und Produktionstag schwebt ein Duft von Schokolade in der Luft. Die von Camille Bloch gegründete Schokoladefabrik betreibt wenige Minuten vom Bahnhof entfernt einen Laden, der Schokoladeliebhaber/innen zu einem Besuch verführt.
Mineralwasser Nr. 0297
Jakobsbad — Gontenbad • AI

Mineralwasser

Still, leise und laut - mit poetischem Feingefühl verpasste die gelernte Kindergärtnerin Gabriela Manser dem Familienbetrieb vor zehn Jahren einen neuen Auftritt. Dann machte der Duft von Holunderblüten und Melisse das Quellwasser aus den Appenzeller Hügeln als «Flauder» schweizweit bekannt. Flickflauder werden am Alpstein die Schmetterlinge genannt. Der Leichtigkeit eines Schmetterlings gleich verbindet die Jungunternehmerin traditionelle Werte mit Gespür für die Gegenwart und dem Blick in die Zukunft. Die Goba AG aus Gontenbad ist eine der kleinsten Mineralwasserproduzenten der Schweiz. Und die Goba hat Erfolg: 2005 wurde Gabriela Manser zur «Unternehmerin des Jahres» gekürt. Nahezu im Jahrestakt findet eine neue Idee den Weg in die Produktion. Und in die Regale der Läden in der Region oder in die Vorratskeller von Beizen in der ganzen Schweiz. 1930 hatte der Grossvater von Gabriela Manser erstmals die Quelle angezapft, das Wasser in Flaschen abgefüllt und verkauft. Zuvor waren die eisenhaltigen Wasser der Appenzeller Hügel vorab bei Bade‑ und Molkenkuren beliebt. Bereits im 16. Jahrhundert ist Gontenbad als Kurort erwähnt; heute bietet das Kurhaus Bad Gonten moderne Wellness an, das hangaufwärts gelegene Kaubad ebenso. Die Goba AG kann man auf Anmeldung besichtigen und dabei im betriebseigenen Laden Mineralwasser, Limonaden, Blütenquelle und Brennwasser probieren. Doch zuvor die Wanderung. Sie startet in Jakobsbad. Wer sich den Anstieg zu Beginn ersparen will, kann direkt mit der Luftseilbahn auf den Kronberg fahren. Alle andern wandern die siebeneinhalb Kilometer hinauf. Den Säntis im Blick geht man danach über den langen Grat gemütlich ins weite Tal hinab und gelangt über Kaubad in Gontenbad.
Mineralwasser Nr. 0298
Adelboden, Mineralquelle — Adelboden • BE

Mineralwasser

Von Frutigen erreicht man den Ski‑Weltcup‑Ort Adelboden mit dem Bus. Noch unterhalb des Dorfes, bei der Haltestelle Mineralquelle beginnt die Rundwanderung. Wer mag kann vor der Wanderung werktags auf Voranmeldung den Betrieb der Adelboden Mineral‑ und Heilquellen AG besichtigen und Getränke degustieren. Danach gehts los auf dem Teersträsschen neben dem Fabrikgebäude, vorbei an Holzchalets, die zwar nicht als Kulturgut ersten Ranges bezeichnet werden können, jedoch repräsentativ sind für den Charakter der Holzbauten in dieser Gegend. Kurz vor der Steinigen Brügg sind mehrere Betonkuppeln in der Weide zu erkennen - hier entspringt die Mineralquelle. Wanderer/innen überqueren die Brücke und gehen im schattigen Wald dem Bach entlang Richtung Rehärti. Nun könnte man der Via‑Alpina‑Route (Nr. 1) folgen und würde in rund vier Stunden über den Hahnenmoos in die Lenk gelangen. Diese Route führt aber weiter geradeaus, vorbei am Adventure Park Rehärti und dem Vita Parcours entlang Richtung Schärmtanne. Unterwegs gibts lauschige Picknickplätze. Im Restaurant Schärmtanne empfiehlt sich eine Rast. Von hier gelangt man in knapp zwei Stunden entweder aufs Sillerenbüel oder auf den Schwandfeldspitz und kann von jenen Punkten mit den jeweiligen Bahnen ins Dorf Adelboden hinunterfahren (Silleren, Tschenten). Diese Route folgt zunächst dem Weg Richtung Schwandfeldspitz, biegt jedoch nach wenigen Metern rechts in den Hang hinein, wo ein Wanderweg über die Fluehweid nach Adelboden zurückführt. Dieser Weg wurde 1991 angelegt und mit zahlreichen Ruhebänken ausgestattet (gemäss Schild zum Jubiläumsjahr 1991 für jeden Kanton eines). Nach einem kurzen Aufstieg zur Flueweid lässt sich das Berg‑Panorama geniessen, bevor über eine breite Forststrasse schliesslich die Ausläufer des Dorfkerns von Adelboden erreicht sind.
Mineralwasser Nr. 0299
Veysonnaz — Nendaz • VS

Mineralwasser

Die Mineralwasserquellen von Aproz sind von Gebäuden der Wasserfassung umgeben und streng geschützt. Einfach hinspazieren geht also nicht. Aproz bietet zwar Führungen durch ihre Werke an, doch die eigentliche Quelle ist schon aus Sicherheitsgründen nicht zugänglich. Wer sich dennoch für eine Führung interessiert, kann sich auf dem Tourismusbüro von Nendaz anmelden. Aproz gehört zur Gemeinde Nendaz, in der Wasser überhaupt eine besondere Rolle spielt. Nendaz nennt sich selbst «Land der Suonen». Zwischen etwa 800 und 2200 m ü. M. wurden in Jahrhunderte langer Arbeit acht grosse Suonen (frz. Bisses) in die Hänge des Rhonetals gebaut und unterhalten. Einige Kanäle werden heute zwar nicht mehr gebraucht, aber auf weiten Strecken führen die Suonen nach wie vor das kostbare Wasser von Quellen und Bächen zu Dörfern und Feldern. Fast 100 Kilometer Wanderwege führen entlang der Suonen. Die flachen Wege eigenen sich auch für Familien resp. Grosseltern mit Kindern. Immer wieder lädt das Wasser zum Spielen ein. Man sollte aber aufpassen, dass nichts zerstört wird und dass man nichts ins Wasser fallen lässt. Die Suonen sind immer noch lebenswichtige Einrichtungen. Ideal ist die Wanderung entlang der Bisse de Vex. Ein Shuttlebus fährt von Nendaz zum Ausgangspunkt der Wanderung bei Veysonnaz (Anmeldung erforderlich). Von Sion fährt auch ein Postauto nach Veysonnaz. Die Route entlang der Biss de Vex führt ins Val de Nendaz zum Bach La Printse. Von dort geht sie der Bisse du Milieu entlang zurück nach Nendaz. Wer diese uralte Wasserversorgung entdeckt hat, hat vielleicht auch Lust, eine moderne Art der Wasserfassung kennen zu lernen und an einer Führung durch die Werke von Aproz teilzunehmen.
Spitzmeilenhütte Nr. 0302
Stn. Maschgenkamm • SG

Spitzmeilenhütte

Es führen verschiedene Wege zur 2007 neu erbauten Spitzmeilenhütte des Schweizer Alpenclubs auf 2087 Metern über Meer. Als bequeme Tagestour bietet sich derjenige ab und zurück zum Maschenkamm in den Flumserbergen an, denn er ist einfach und kinderfreundlich zugleich. Von der Bergstation der Gondelbahn ab Tannenbodenalp sei der kurze Aufstieg auf den Ziger zu empfehlen, der einen mit einem sensationellen Rundblick reichlich belohnt: auf die Churfirsten oberhalb des Walensees, die Alvierkette bis zum höchsten St. Galler, dem Ringelspitz, und zur markanten Pyramide des Spitzmeilen. Dazwischen erstreckt sich in südlicher Richtung die gemächlich abfallende Hochterrasse, auf der die Rundwanderung verläuft. Der Weg zur Hütte bietet kaum nennenswerte Höhendifferenzen. Vom Ziger steigt man zur Zigerfurgglen ab. Dort führt der mittlere Pfad via Schwizerböden und Löcher unter Gross und Chli Sächser über zahlreiche Bächlein und an Seelein vorbei in einer guten Stunde zum Calanshüttli. Weiter über die Mietböden geht es in einem sanften Anstieg bis zum Punkt 2069, wo vier Wege zusammentreffen. Kurz darauf ist die sich als kubischer Neubau präsentierende Spitzmeilenhütte erreicht. Sie thront geradewegs auf einem Felsvorsprung oberhalb des Schilstals. Auf der Sonnenterrasse sonnt man sozusagen im Schatten des Spitzmeilen. Der Rückweg bietet einen Ab‑ und letzten Aufstieg bis zum Maschgenkamm. Der erste Teil ist bis zum Punkt 2069 der gleiche. Von dort steigt man in nördlicher Richtung in einer knappen Sunde hinunter zur Alp Fursch, die auch eine Gartenwirtschaft ist. Der Weg ist nun breit und verläuft Richtung Alpsiedlung Panüöl. Kurz davor zweigt links ein steiler Wiesenpfad zur Maschgenlücke ab, wo sich das Restaurant Maschcalugga befindet. Von da folgt der kurze Anstieg bis zur Bergstation.
Chasseral Nr. 0411
Chasseral Hôtel — Les Prés-d'Orvin, Bellevue • BE

Chasseral

Wo sind die Schweizer Alpen am grössten? Von der Spitze des Matterhorns? Vielleicht. Am Fuss des höchsten Berges? Möglicherweise. Oder etwa auf dem Chasseral? Liegt der aber nicht im Jura? Richtig, und genau deswegen könnten die Alpen von hier aus am grössten sein. Denn der Chasseral (1607 m ü. M.) liegt nicht versteckt irgendwo in den hinteren Rängen, sondern thront ganz vorne, in der ersten Reihe, hoch über dem Bielersee. An einem Tag mit guter Fernsicht reicht der Blick über das Mittelland auf eine beinahe unendliche Kette von Spitzen, Kuppen und Hörnern, vom Säntis bis weit über den Montblanc hinaus. Fazit: Mit mehr als 300 Kilometer aufgereihter Gipfel sind die Alpen von hier oben vielleicht wirklich am grössten. Aber auch ganz in der Nähe hat der Chasseral (oder der Gestler, wie er unter den deutsch sprechenden Einheimischen manchmal noch genannt wird) seine Reize. Etwa in den Wiesen oder auf den windgepeitschten Kalkfelsen, die immer wieder aus dem Grün ragen. Rund 500 Pflanzenarten gedeihen auf dem Gebirgszug, darunter nicht weniger als 20 Orchideenarten. Neben verschiedenen Knabenkräutern finden hier auch einige botanische Seltenheiten noch einen Lebensraum, etwa die Braunrote Sumpfwurz und der Türkenbund.Die Wanderung vom Chasseral nach Les Prés-d’Orvin ist etwas für Genussmenschen, und das in mehrfacher Hinsicht. Den Ausgangspunkt ganz oben er-reicht man bequem mit dem Bus. Wer sich hier noch stärken will, macht eine Pause im Restaurant. Genüsslich geht es weiter, denn die Wanderung führt fast durchwegs sanft bergab. Und schliesslich ist man stets auf dem Bergrücken unterwegs, mit Ausblicken nicht nur zu den Alpen, sondern auch über die Dreiseenregion, in die Freiberge und bis zum Schwarzwald.
Pays d'Enhaut Nr. 0412
Les Mosses — Col des Mosses • VD

Pays d'Enhaut

Welches ist die schönste Jahreszeit zum Wandern? Der Frühling mit seiner Blütenpracht? Der Sommer? Oder doch der Herbst mit seinen klaren Tagen und knackigen Farben? Noch bis vor wenigen Jahren wäre kaum jemand auf den Gedanken gekommen, den Winter als schönste Jahreszeit vorzuschlagen. Natürlich sollen hier nicht Monate gegeneinander ausgespielt werden, aber eine Wanderung durch eine frisch verschneite Winterlandschaft, unter einem tiefblauen Himmel und einer hell leuchtenden Sonne, erfrischt und belebt einen nebelgeplagten Unterländer besser als jedes Wochenende in der überfüllten Wellness‑Anlage. Einen wahren Boom hat dabei des Schneeschuhlaufen erlebt, und jährlich werden neue Routen ausgesteckt. Ein ideales Gebiet für leichtere Schneeschuhtouren ist dabei das Pays‑d'Enhaut. Bekannt ist das «Oberland» nicht für eisbedeckte Dreitausender, steigt man aber in die Höhe, bemerkt man bald, dass in diesen Waadtländer Voralpen mit zahlreichen Güpfis und Hubeln eine gehörige Portion Alpen steckt.Eine kürzere, wunderschöne Tour führt von der Passstrasse des Col des Mosses östlich auf die Pra Cornet, eine kleine, unbewaldete Hochebene auf knapp 1700 Metern Höhe. Obwohl die Tour mit acht Kilometern nicht sehr lang ist, bietet sie viel Abwechslung: es geht über weite, offene Hänge, vorbei an typischen Alpgebäuden, durch einen Wald, in einem weiten Bogen um eine Hochebene, und belohnt auch mit spannenden Ausblicken auf das Tarent‑Massiv und im Osten zur schroffen Krete der Arpilles‑Kette. Spielt das Wetter und ist man mit guten Freunden unterwegs, so wird es nicht verwundern, wenn man nachmittags, bei einem Bier oder Eiskaffee auf der Sonnenterrasse des Restaurants, gleich die Tour für das nächste Weekend plant. Die Woche im Büro wird schliesslich lang und der Nebel dick genug sein.
Beverin Nr. 0414
Lohn (GR) — Vargistan • GR

Beverin

Kein anderes Tier verkörpert das Ideal des stolzen und starken Überlebenskünstlers in den steilen Felsen und Schrofen der Alpen besser als der Steinbock, das Symbol für Kraft, Mut und Zähigkeit. Lange Zeit war er auch der unangefochtene König unter den Alpentieren – von Raubtieren wie Bär oder Wolf einmal abgesehen.Mit der Erfindung von Feuerwaffen ging es aber mit den Beständen in den Alpen schnell bergab. 1550 wurde der Steinbock im Kanton Glarus ausgerottet, 100 Jahre danach im Bündnerland. Am längsten hielten sich die Tiere im Wallis – der allerletzte Stein-bock der Schweiz wurde dort 1809 geschossen. Nicht nur die Schiesswut der Jäger war schuld am Verschwinden des Steinbocks, sondern auch der Aberglaube an wundersame Heilkräfte in Hörnern, Mägen und gar Kotböhnchen.Offenbar fehlte dem Menschen das stolze Tier in den Bergen, denn nur hundert Jahre später machte man sich an dessen Wiederansiedlung. Es gab damals nur noch eine einzige Population in den Alpen, im Gran-Paradiso-Gebiet. Da die Italiener aber keine Tiere spenden wollten, sandte die Schweiz kurzerhand ein Schmuggelteam aus, das erfolgreich einige Tiere ein-fing und in die Schweiz brachte. Heute leben wieder etwa 15000 Steinböcke in der Schweiz.Eine der Bündner Kolonien lebt heute im Gebiet des Piz Beverin zwischen dem Safiental und dem Schamserberg. Die Wanderung von Lohn nach Wergenstein/Vargistan – beides kleine, schmucke Bergdörfer – führt zwar nicht bis in den eigentlichen Lebensraum der Tiere hinauf. Mit einem guten Feldstecher bestehen aber gute Chancen, einige der Tiere zu sehen. Sollte einem das Glück nicht hold sein, so wird man in jedem Fall mit einer wunderschönen, naturnahen Alpenlandschaft und einem grandiosen Panorama belohnt.
Münstertal Nr. 0415
Ofenpass — Fuldera • GR

Münstertal

Ganz im Südosten, in der äussersten Ecke der Schweiz, liegt das Val Müstair, das Münstertal. Noch heute, trotz Bahn 2000 und Vereinatunnel, bedeutet eine Fahrt dorthin für die meisten Schweizer eine halbe Tagesreise. Aber was für eine Reise! Wer aus dem Mittelland mit der Bahn anreist, ist vom unteren Ende des Zürichsees in einer äusserst vielfältigen Bergwelt unterwegs. Als Höhepunkt durchfährt man schlussendlich mit dem Postauto den Schweizerischen Nationalpark. Nach einigen weiten, dunklen Wäldern, öffnet sich der Blick dann auf dem Ofenpass auf ein weites, sonnendurchflutete Val Müstair. Es wird zwar nicht von gletscherbedeckten Viertausendern gesäumt, aber das kann der Ausstrahlung des Münstertales nichts anhaben. Der grüne Talboden, die waldbedeckten Hänge zu beiden Seiten und schliesslich die Gipfel, Kreten und Grate bilden ein perfektes, harmonisches Ganzes. Und einen Eisriesen gibt es schliesslich doch im Tal, denn am südöstlichen Horizont, jenseits der Grenze im benachbarten Italien, erhebt sich der 3905 m hohe Ortler in den tiefblauen Himmel. Eingebettet in diese intakte Berglandschaft ist eine Reihe typischer Bündner Dörfer, bestens erhalten und mit zahlreichen, wunderschön mit Sgraffito verzierten Häuser. Einen Querschnitt durch die Schätze dieses Tales erhält man auf einer tollen, nicht zu langen Wanderung vom Ofenpass nach Fuldera. Die Route führt durch einsame Wälder, vorbei an mächtigen Arven und über Wiesen und Weiden und bietet immer wieder prächtige Blicke über das Tal. Nach einer solch perfekten Einstimmung wird bestimmt mancher die Lust verspüren, gleich noch ein paar Tage im Münstertal zu verbringen. Die Heimfahrt ist ja lang genug, und wenn man schon mal hier ist...
Sihlwald Nr. 0416
Albispass — Stn. Sihlbrugg • ZH

Sihlwald

Welch ein Kontrast! Kaum zehn Kilometer von Zürichs Zentrum, von Shopping-, Banken- und Juwelentempeln, liegt einer der ursprünglichsten, alten Wälder der Schweiz. Zwischen Langnau und Sihlbrugg bei Baar bedeckt der Sihlwald die langgezogene Albiskette und ist damit der grösste zusammenhängende Laubmischwald des schweizerischen Mittellandes. 54 verschiedene Waldgesellschaften konnten hier nachgewiesen werden, am verbreitetsten sind dabei ver~ schiedene Ausprägungen des Buchenwaldes. Noch vor 2000 Jahren waren grosse Teile der Schweiz und Deutschlands von einem einzigen, dichten Buchenurwald bedeckt. Mit der Aus~ breitung von Siedlungen und dem Ackerbau verschwand aber fast der ganze Urwald. Auch der Sihlwald wurde in seiner langen Geschichte immer wieder arg übernutzt und ausgebeutet. Nach einer 500-jährigen Nutzung durch die Stadt Zürich wird der Sihlwald jetzt völlig sich selbst überlassen. Obwohl erst in vielen Jahren "vollendet", zeigt uns die Natur schon heute, wie sie dieses Gebiet wieder in einen wilden Buchen~ urwald zu verwandeln gedenkt. Immer wieder stösst man auf mächtige Buchen oder auf alte, umgestürzte Stämme. Hier können die Bäume ihren ganzen, natürlichen Lebenskreislauf durchlaufen, vom Keimling zum kraftstrotzenden Riesen bis zum umgestürzten, langsam ver~ modernden Stamm. Naturnahe Wälder zeichnen sich durch einen hohen Anteil an solchem Alt- und Totholz aus, und eine vielfältige Vogelwelt und zahlreiche seltene Arten im Sihlwald beweisen, dass die Tiere dieses natürliche Durcheinander von Jungem und Altem, Ordentlichem und Chao~ tischem sehr schätzen.Die Wanderung vom Albispass nach Sihlbrugg folgt dem Grat der Albiskette und bietet damit nicht nur einen Einblick in diesen eindrücklichen Wald, sondern auch Fernblicke über den Zürich~ see und bis weit in die Innerschweiz.
Entlebuch-Marbachegg Nr. 0417
Marbachegg — Flühli • LU

Entlebuch-Marbachegg

Kann man gleichzeitig im März und im Juni wandern? Natürlich nicht. Oder doch? Im südwestlichsten Zipfel des Kantons Luzern liegt der kleine Gebirgszug der Schrattenflue. Auf ihrer Ostseite bildet er eine karge Felswildnis aus Schratten, Schründen und heimtückischen Löchern, auf ihrer Westseite aber fällt er in steilen Grasflanken und Felsbändern ab und geht dann in eine hügelige, bewaldete Voralpenlandschaft über. Durch dieses Grenzland zwischen Alpen und Voralpen führt diese abwechslungsreiche Wanderung von der Marbachegg nach Flühli. Die vielfältige Landschaft ist es auch, die es einem ermöglicht, zumindest im botanischen Sinne, gleichzeitig im Spätwinter und im Sommer unterwegs zu sein. In den sonnenverwöhnten Weiden bei der Marbachegg kämpfen die Schottischen Hochlandrinder mit der Sommerhitze, und in den Wiesen sind bereits die grossen blauen Blüten des Kalk-Glocken-Enzians auszumachen. In den schattigen Runsen an der Schrattenflue aber ist noch fast Winter - der Lawinenschnee liegt noch meterhoch, und am Wegrand stossen die ersten Huflattiche ihre gelben Blüten durch das braune Vorjahresgras. Kann man gleichzeitig in lieblicher schweizerischer Bauernlandschaft und in uriger, wilder Bergnatur unterwegs sein? Natürlich nicht. Aber beinahe, denn Liebliches und Uriges liegen auf dieser Wanderung nahe beieinander und haben sich zu einem spannenden Mosaik verwoben. Immer wieder wandert man durch blumenübersäte Wiesen und saftige Weiden, um nur Augenblicke später im Dunkel eines alten Waldes zu verschwinden. Eines Waldes, der mit seinen mächtigen, knorrigen Stämmen und den umgestürzten und toten Bäumen einem Urwald in einem fernen Lande in nichts nachsteht.
Locarnese Nr. 0418
Loco, Paese — Intragna • TI

Locarnese

Die Menschen im Centovalli, im Valle Onsernone und den anderen Seitentälern im Locarnese hatten es in alten Tagen nicht leicht. Die Berge sind zwar nicht so hoch wie im Wallis oder dem Bündnerland, steigen aber vom Talboden weg überaus steil und felsig in die Höhe. Gutes Land für Ackerbau gab es damit wenig. Unten im Tal kämpfte man mit der Malaria und Überschwemmungen. Die Sommer waren heiss, die Winter brachten immer wieder sintflutartige Niederschläge. Arbeit, die etwas Geld in die Familienkasse brachte, gab es nur wenige - eine Uhrenfabrik in Intragna etwa, Steinbrüche, oder die Herstellung von Peduli, Stoffschuhen mit einer Hanfsohle. Die Grundpfeiler der kleinen Gemeinden waren der Ackerbau und eine bescheidene Viehzucht. Bereits ab dem 16. Jahrhundert wanderten die Männer saisonal ins Ausland aus, etwa als Kaminfeger in der Lombardei oder im Piemont. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zu einer grossen Welle von Auswanderungen nach Amerika und Australien. Während Städte im Talboden wie Locarno, Lugano und Chiasso unaufhörlich wuchsen, entvölkerten sich die abgelegenen Bergdörfer immer mehr. Kleine Siedlungen wurden ganz aufgegeben, Wald eroberte sich Weiden und Äcker zurück und Wege verschwanden unter den kräftigen Wurzeln von Buchen und Edelkastanien.Eine tolle, nicht zu lange Wanderung am Übergang zwischen Berg- und Tallandschaft führt von Loco am Eingang des Valle Onsernone nach Intragna am östlichen Ende des Centovalli. Zu den Höhepunkten der Route gehören die tiefe Schlucht des Isorno, die man auf einer Metallbrücke überquert, und Intragna mit seinen engen, verschlungenen Gässlein und Durchgängen. Unterwegs ist man dabei fast durchgehend auf einem alten, breiten Steinweg, und immer wieder lädt eine Kapelle oder ein Wegstock zu einer Pause ein.
Risoux Nr. 0420
Le Brassus • VD

Risoux

Ganz im Westen der Schweiz schlummert einer der eigenartigsten Landstriche. Hoch über dem Vallée de Joux und hart an der Grenze zu Frankreich zieht sich ein einscheinbarer Hügelzug dahin. Und hier findet sich einer der ungewöhnlichsten Wälder unseres Landes. Er erscheint auf keinen Kalenderbildern, nur die wenigsten haben je von ihm gehört, und die Touristiker scheinen ihn schlicht übersehen zu haben: Der Grand Risoud. Wer diesen Wald aber kennt, erzählt von ihm mit einer Mischung aus Bewunderung und Respekt, vielleicht aber auch mit einem warnenden Unterton.Der Grand Risoud ist einer der grössten Wälder der Schweiz, wenn nicht das grösste, kompakte Waldstück. Und jenseits der Grenze erstreckt er sich noch um ein Vielfaches weiter, tief in den französischen Jura. Es ist auch ein alter, eindrücklicher Wald, und Fichten mit einem Alter von 300 und 400 Jahren sind hier überhaupt keine Seltenheit. Dabei ist der felsige Untergrund überaus karg, und das Klima hart und unerbittlich.Das Wandern im Grand Risoud ist anders als das Gewohnte. Das Gelände ist vielenorts unwegsam und unübersichtlich, und nirgends ist ein Fixpunkt sichtbar, der bei der Orientierung helfen könnte. Wohl kaum anderswo in der Schweiz kann man noch die Erfahrung machen, lange Zeit im tiefen, geschlossenen Wald unterwegs zu sein. Aber auch die Erfahrung, sich zu verirren (und davor sind sogar die einheimischen Förster nicht gefeit). Trotzdem kann man diesen grossen Wald gut selbst erkunden und erleben. Ein gelb markierter Rundweg, der in Le Brassus beginnt, führt auf guten Pfaden oder Naturstrassen zu einem Aussichtspunkt an der französischen Grenze, vorbei an einigen öffentlich zugänglichen Waldhütten - und lange durch den tiefen, weiten Wald.
Thal Nr. 0419
Passwang, Alpenblick — Mümliswil • SO

Thal

Die Region um Solothurn und Olten, an der Grenze zwischen Mittelland und Jura, kann nicht mit grossen Naturschauspielen aufwarten. Doch: die grosse Symphonie lebt nicht vom Paukenschlag, sondern vom harmonischen Neben- und Miteinander kleinerer und grösserer Akzente. Und so ist es auch auf dieser Wanderung vom Passwang zum kleinen Dorf Mümliswil. Die Tour ist zwar mit knapp drei Stunden Wanderzeit nicht lang, man sollte sich aber genug Zeit für eben diese kleinen Höhepunkte und spannenden Passagen geben. Und wer in einem der Berggasthäuser einkehrt oder das Picknick und die Bratwurst mitnimmt, für den ergibt sich ein spannender Ganztagesausflug. Der Höhepunkt der Wanderung, buchstäblich und auch sinnbildlich, ist der Vogelberg. Er ist zwar nur gut 1200 Meter hoch, bietet aber bei klarem Wetter eine Rundsicht, die der von berühmteren Jura-Aussichtspunkten wie Chasseral oder Weissenstein in nichts nachsteht. Im Norden erscheint die ganze Stadt Basel wie ein Dorf und der Blick reicht weit ins Elsass. Im Süden, unter der Mittagssonne, reihen sich mehr als 300 Kilometer Alpengipfel zu einem unvergesslichen Anblick. Neben blumenübersäten Wiesen, windgepeitschten Graten und knorrigen Buchen ist die Limmerenschlucht ein weiterer Höhepunkt der Tour. Hier haben die Bäche aus dem Limmerenkessel ihre Kräfte gesammelt und sich einen schmalen Einschnitt durch die senkrechten Kalksteinschichten gefressen. Am Anfang der Schlucht, bei Genneten, hat die Erosion eindrückliche, senkrecht stehende Felslamellen aus unterschiedlich harten Gesteinsschichten freigelegt.
Mit dem Postauto Nr. 0290
Staffelegg — Frick • AG

Mit dem Postauto

Kennen Sie die Staffelegg? Den Pass oberhalb von Aarau? Nein? Dann setzen Sie sich in Aarau ins Postauto. Postautos sind eine tolle Erfindung. Sie fahren fast überall hin. Sie sind schön gelb und zuverlässig. In wenigen Minuten windet sich der Bus den Hang hoch, schon steigen Wanderer/innen auf der Passhöhe aus, und das Postauto braust weiter nach Frick. Jetzt ist eine Akklimatisation nötig im Restaurant Staffelegg, bevor es zu Fuss weitergeht: Auch diese Route führt nach Frick, doch nicht auf der asphaltierten Strasse, nein, Wanderer/innen werden fernab vom Verkehr in einer lieblichen Landschaft lustwandeln, an Kirsch‑ und Apfelbäumen vorbei, durch Wälder und Wiesen. Kaum auf dem Wanderweg, wähnt man sich in einer anderen Welt. Aus einer Hecke blinzelt eine Katze. Eine gescheite Kuh findet allein den Weg in den Stall. Ein kurzer Aufstieg führt an den Herzberg. Dort besteht zum ersten Mal die Qual der Wahl. Weiterwandern oder dem NaturBuurKultur‑Weg folgen? Wer auf dem Weg bleibt, gelangt durch einen verwunschenen Buchenwald zum Bänkerjoch, dem Nachbarpass der Staffelegg. Auch hier könnte einen einiges vom Weg abbringen: die aussichtsreiche Wasserflue zum Beispiel oder ganz einfach die andere Postautolinie, die Interessierte direkt nach Frick ins Dinosauriermuseum bringen würde. So geht es weiter, kleine Gipfel locken, beim Junkholz der Eisenpfad, bei Gipf‑Oberfrick der Sinnespfad. Bleibet man aber beim Routenvorschlag, dann wandert man beschaulich auf einem angenehmen Weg, der die Höhe hält und es erlaubt, nicht nur den Blick, sondern auch die Gedanken schweifen zu lassen. In Frick antwortet der Postautochauffeur auf die Frage, ob es schöner sei, via Staffelegg oder via Bänkerjoch zurück nach Aarau zu fahren: «Jede Schofför seit, sini Route sig di schönschti!»
Mit dem Postauto Nr. 0291
Soubey, garage — St-Ursanne Bahnhof • JU

Mit dem Postauto

Die Postautofahrt über den Clos du Doubs, den Hügelzug zwischen den Doubsschlaufen, bietet bereits einige schöne Aussichten, etwa auf das Städtchen St‑Ursanne oder über das Tal des Doubs. Die Wanderung beginnt an der Endstation (Soubey garage). Wer Soubey nicht nur als Durchfahrtsort in Erinnerung halten will, steigt bereits bei Soubey village aus. Stattliche Jura‑Bauernhöfe prägen das Dorfbild. Die unter Denkmalschutz stehende Kirche St‑Valbert soll die einzige Schweizer Kirche nördlich der Alpen mit einem Dach aus Kalksteinplatten sein. Die dünnen Platten stammen aus Steinbrüchen der Region und sind ausserordentlich schwer, dafür aber fast unbegrenzt haltbar. Nun folgt der Wanderweg dem Lauf des Doubs. Mal erscheint er als blaues Band, mal grün, bleiern oder schwarz, dann wieder bildet er weisse Schaumkronen, wenn er über steinigen Grund eilt, und auf einmal glänzt er wie ein dunkler Spiegel, wenn er wie ein See fast stillzustehen scheint. Bei La Charbonnière führt ein Steg auf die andere Uferseite, und bei Tariche lockt ein Restaurant, wiederum auf der gegenüberliegenden Flussseite, doch dank der Fähre ist es nicht unerreichbar. Nachdem man dem Doubs nach Osten, Norden und zuletzt Westen gefolgt ist, erscheint St‑Ursanne, das durch ein malerisches, mittelalterliches Stadtbild mit drei schönen Stadttoren besticht. Neben dem gut erhaltenen Stadtkern schätzen durstige Wanderer/innen sicher auch die zahlreichen gemütlichen Bistros und Restaurants. Ganz beendet ist die Wanderung allerdings noch nicht. Bis zum Bahnhof, der oberhalb des Städtchens liegt, rechne man mit etwa einer Viertelstunde Fussmarsch.
Mit dem Postauto Nr. 0292
Heiden — Walzenhausen • AR

Mit dem Postauto

Beim Bahnhof St. Gallen besteigen Wanderer/innen das doppelstöckige Postauto, das in einer guten halben Stunde nach Heiden fährt. Unterwegs bieten sich Ausblicke auf die hügelige Appenzeller Landschaft und auf das Alpsteingebiet. Von Heiden führt der Witzwanderweg nach Walzenhausen. Auf der knapp dreistündigen, mit blauen Wegweisern gekennzeichneten Wanderroute kann man sich auf über 70 Tafeln den bekannten Appenzeller Witz - auch fast ein Schweizer Kulturgut - zu Gemüte führen. Zunächst lohnt sich ein kleiner Rundgang im «Biedermeierdorf» Heiden: im Hotel Linde etwa kann man einen wunderschönen Biedermeiersaal besichtigen. Der Weg führt sodann Richtung Schwimmbad, zweigt aber nach wenigen Minuten bereits links in einen Kiesweg ein. Die bauliche Qualität des Schwimmbades ist von hier oben nicht gebührend zu erkennen: es ist aber eines der wenigen Gebäude aus der Epoche des «Neuen Bauens» im ganzen Kanton. Das moderne, 1932 vom Architekten Beda Hefti erbaute Bad wurde 1999 sorgfältig restauriert und ist schweizweit das einzige unverändert erhaltene Freibad aus jener Epoche - Grund genug, es als Objekt von nationaler Bedeutung ins Kulturgüterschutz‑Inventar aufzunehmen. Bis Wolfhalden wandern wir leider meist auf Hartbelag, beim Lindenberg jedoch taucht der Weg in den Wald ein und verläuft hoch über dem Klusbachtobel. Kurz nach Klus trifft man auf ein Affengehege, danach führt der Weg auf der Asphaltstrasse zum Chiste‑Pass (Gasthaus Harmonie, Sonder) und weiter nach Schiiben, wo die «Besenbeiz «Schiiterbiig» zur Rast einlädt. Wieder auf Naturbelag gehts dann via Hostet nach Walzenhausen, von dort aus gelangen Wanderer/innen mit der Drahtsielbahn nach Rheineck.