Fünf gute Gründe, Wandern zu hassen
Fünf gute Gründe, um Wandern zu hassen
«Wanderboom offiziell bestätigt: Wandern ist die beliebteste Sportaktivität der Schweizerinnen und Schweizer». So titelte die Presse im Jahr 2021 und tut es noch heute. Was aber hält 43% der Schweizer Bevölkerung davon ab, auf Schusters Rappen unterwegs zu sein? Hier kommen also...
Fünf gute Gründe, um Wandern zu hassen
1. Sinnfreie Zeitverschwendung
Grundsatzfrage: Warum soll ich mich mit lächerlichen 4 km/h fortbewegen, wenn ich die gleiche Strecke mit dem Bike fünfmal schneller und noch dazu actionreicher zurücklegen kann?! Die Krönung des Stumpfsinns: Wandern, wo man die lästigen Höhenmeter mühelos und knieschonend mit der Bergbahn überwinden kann.
Und dann erst der enorme Zeitaufwand! Das fängt schon bei der Tourenplanung an. Dann die Anreise. Anstehen bei der Bergbahn. Wieder anstehen beim Selbstbedienungsrestaurant. Das nächste Mal am Ticketautomaten im Parkhaus. Dazwischen: die Wanderung selbst, die schon per Definition mindestens zwei Stunden dauern muss – alles darunter gilt als Spaziergang. Die zahllosen Pausen und Päuschen sind da noch gar nicht eingerechnet! Siehe dazu auch Punkt 4. Es. Geht. Nicht. Vorwärts.
2. Der Inbegriff von Langeweile
Kennt Langeweile eine Steigerung? Richtig: Wandern. Diese stupide, belanglose, eintönige Latscherei. Gut, ein Berg kann hübsch sein. Aber: wenn du einen gesehen hast, dann hast du sie alle gesehen. Dasselbe mit den Blumen. Ganz zu schweigen von all den ewig gleichen tiefblauen Seen, wie sie tiefblauer gar nicht sein könnten, und jeder will der vermeintlich Schönste sein. Überhaupt: Wo, bitte schön, bleibt die Action?! Ich brauche Adrenalin! Spannung! Spiel! Spass!
3. Wohlbefinden: wohl kaum zu finden
Für Freunde eines gepflegten Äusseren ist Wandern die reinste Tortur. Die leidende Seele macht mit offenen Blasen auf sich aufmerksam und schreit durch kolossales Transpirieren nach Hilfe. Optisch und olfaktorisch für die Mitmenschen oft eine Zumutung, für den Verursacher zusätzlich schmerzhaft und lästig. Schweiss in den Augen, vermengt mit Sonnencreme. Wie das brennt! Überall Nässe, am Rücken, unter den Riemen, im Schuh das reinste Biotop. Und da behauptet man allen Ernstes, Wandern fördere ein gutes Körpergefühl?!
4. Stop and go
Wer kennt das nicht: Wenn man zu zweit oder in einer Gruppe unterwegs ist, kann man kaum eine halbe Stunde am Stück gehen. Gerade erst losgelaufen, fängt das Stop-and-go-Theater an:
I ha z’heiss, muess dr Pulli abzieh.
Ha Durscht.
I muess d Arme iicreme, ha ja vori dr Pulli abzoge.
Bruuche d Stöck jitz gliich.
Wott es Gruppeföteli mache.
Ha e Stei im Schueh.
Muess bisle, wenn ig so viel trinke.
Ha e Blaatere, äuä vom Stei im Schue.
Muess ds Föteli nomau mache, isch zweni instagrammable.
Und so weiter und so fort.
5. Das Pareto-Prinzip greift auch auf dem Wanderwegnetz
Das Pareto-Prinzip besagt, dass bei vielen Ergebnissen ca. 80% der Folgen auf 20% der Ursachen zurückzuführen sind. Steile These: Das gilt auch fürs Wandern und bedeutet, dass 80% der Wandernden auf 20% der Wanderwege unterwegs sind. Das wiederum heisst, dass sich in der Schweiz 3.2 Mio. Wanderbegeisterte auf 13 000 Kilometer Wanderwege drängen. Auf einem Kilometer Wanderweg bewegen sich also 492 von Blasen gezeichnete Füsse und die dazugehörigen verschwitzten Körper. Und so soll man zu sich selbst finden?!
Gerne schliesse ich den Beitrag mit einem Zitat des österreichischen Kabarettisten David Stockenreitner:
«Immer schön den Berg hinauf, bis alle Gefühle weg sind, weil sie über die aufgeplatzten Blasen an den Füssen aus dem Körper ausgeleitet werden. Und wenn man dann auf dem Gipfel angekommen ist und die Gefühle immer noch da sein sollten, dann kann man Jodeln, weil Jodeln ist im Prinzip nix anderes als ein kunstvoller Nervenzusammenbruch.»
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