Der Wanderpapa jagt in München nach kleinen Geschichten
In den vergangenen Tagen war München das Mekka der Outdoorliebhaber: An der Sportmesse ISPO treffen sich 87 000 Besucher aus 120 Ländern, um die Trends der nächsten Wintersaison aufzuspüren. Als Verantwortlicher des Magazins WANDERN.CH fahre ich jedes Jahr an die Messe, denn hier finde ich immer wieder Dinge, die erzählenswert sind. Und als Wanderpapa interessierten mich diesmal natürlich speziell die Kindergeschichten.
Um es vorwegzunehmen: Der ganz grosse Heuler gibt es jeweils nicht an diesen Messen. Aber doch gibt die ISPO einen Eindruck, in welche Richtung sich die Branche entwickelt. Derzeit ist die Nachhaltigkeit ein grosses Thema, wer nicht mindestens ein Produkt aus einer natürlichen (am besten kompostierbaren) Faser hat, kann nicht mitreden. Und dann versuchen viele Hersteller, den Einsatzbereich ihrer Produkte auszuweiten: Kuschlige Fleecejäckchen wärmen auch ganz schön auf dem Sofa, schicke Outdoorhosen sollen auch mal im Büro getragen werden, und warum soll ein toller Alltagsmantel nicht ebenso über eine atmungsaktive Membrane verfügen wie eine hochtechnische Dreilagenjacke? Dies einige der Gedanken und Wünsche der fast 3000 Aussteller, die in 16 Hallen ihre Innovationen präsentieren.
Innovativ im Kleinen
Für die Kinder fand ich drei Dinge, die ich erzählenswert finde. Kleine Kinder lieben Reflektion: Reima bedient sie mit Handschuhen, die vollständig aus reflektierendem Material genäht sind. Eine hübsche Idee, die meinen Kindern sicher Spass machen würde. Ich stelle mir vor, wie sie mit ihren Handschuhen Bilder in die Nacht zaubern können, wie mit bengalischen Zündhölzern.
Auch Isbjörn setzt auf Reflektoren. Die schwedischen Designer haben aber herausgefunden, dass Teenies Reflektoren nicht mehr cool finden – und darauf reagiert. Auf dem Bild seht ihr eine schwarze Jacke mit einem schwarzen Aufdruck. Tagsüber ist es nur ein unauffälliger Aufdruck. Wird es dunkel, reflektiert er. Ein guter Trick, der mich zuversichtlich stimmt, dereinst meine pubertierende Tochter für Sicherheit auf der Strasse zu gewinnen.
Übrigens hat auch Lego eine Kleidermarke. Ein praktisches Detail habe ich hier gefunden: Jacke und Handschuhe können mit einer Schnalle miteinander verbunden werden. In der Hoffnung, dass weniger Handschuhe irgendwo liegenbleiben…
Für grosse Kinder ist das den Kinderlaufrädern nachempfundene Velo „My Esel“. Gefunden hab ich es in jener Halle, in der zumeist Startups ihre Zukunftsinnovationen vorstellen. Welche davon den Durchbruch schaffen, ist unklar. Der Holzesel sieht jedenfalls recht nett aus.
Weitere Entdeckungen
Vaude hat im Bereich Nachhaltigkeit eine Technologie für einen Rucksack verwendet, die uns Schweizer interessieren könnte: Für den Rucksackrücken verwendet die Marke aus Kuhmilch hergestellte Fasern. Die sind zwar nicht reissfest, aber biologisch abbaubar. Daraus stellen sie ein filzartiges Polster her, das mich an Vaters Militärrucksack erinnert. Skeptisch bin ich eher bezüglich Schwitzen am Rücken. Aber im derzeitigen Retrotrend wird der Rucksack mithalten können, sollte er dereinst wirklich in den Läden verkauft werden. Denn nicht jedes an der ISPO präsentierte Produkt findet den Weg in die Läden: Fällt es bei den Einkäufern der Sportgeschäfte durch und sie bestellen das Produkt nicht, wird es gar nicht in grösserem Masse hergestellt.
Essbare Innovation
Die grösste Innovation ist für mich aber essbarer Natur. Wie immer hat sich die Sandalenmarke Keen etwas Ungewöhnliches für die Messebesucher ausgedacht. Diesmal die personalisierten Pancakes. Mit einer Flasche zeichnet der Koch mit dem Teig das Porträt des Essers auf die Herdplatte. Zuerst zeichnet er Haare, Augen, Nase und Mund, sie werden dadurch am Schluss dunkler sein als die später aufgetragene Haut. Es wird ein richtiges kleines Kunstwerk, dieser Pancake. Mit kurzer Halbwertszeit nur.
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