Es waren ungewöhnliche Bilder, die 1978 weit über die Schweiz hinaus bekannt wurden: Das Val Surses lag schneelos da, nur oberhalb Savognin zog sich eine weisse, drei Kilometer lange Skipiste hinunter. «In Savognin schneit es aus heiterem Himmel», schrieb das «Bündner Tagblatt». Es war der 8. Dezember 1978, als die erste Grossschneeanlage Europas eingeweiht wurde, unter anderem von Ski-Olympiasieger Heini Hemmi.
22 mobile Kanonen produzierten Schnee, drei Leitungen versorgten sie mit Wasser, Druckluft und Strom. Weiter waren zwei Pumpstationen, fünf Kompressoren und 60 Zapfstellen für Wasser und Druckluft gebaut worden – dazu hatte man den Erfinder der Schneekanone hinzugezogen, den Amerikaner Joe Tropeano. 3,4 Millionen Franken hatten die Verantwortlichen rund um den damaligen Direktor der Bergbahnen Leo Jeker investiert.
Gäste kamen von weit her, um Kunstschnee zu fühlen. Vertreter aus anderen Skigebieten reisten an. Skiprofis entdeckten Savognin als Trainingsort. Leo Jeker wurde gar ins deutsche Fernsehen eingeladen: Sein Job war wie gemacht fürs heitere Beruferaten in Robert Lembkes «Was bin ich?».
Aber es gab auch Kritik: Der Lärm, der hohe Wasser- und Energieverbrauch sowie die Eingriffe in die Natur wurden kritisiert. Doch 1990 lehnten das Bündner Stimmvolk eine Initiative für eine gesetzliche Einschränkung der Beschneiung ab.
Leo Jeker und seine Leute wurden damals auch belächelt. Heute ist klar, dass sie Pioniere waren: Schneekanonen sind in grösseren Skigebieten mittlerweile selbstverständlich. Und schneearme Winter nehmen immer mehr zu.