Aus der Wanderwelt
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Bündner Röteli – mit Liebe gemacht
Seit über 100 Jahren stellt die Familie Thurner Röteli nach eigenem, geheimem Rezept her. Für manche ist es der Beste Graubündens. Doch der Likör lässt sich nicht nur trinken.
29.11.2024 • Text: Martin Weiss, Bilder: Martin Weiss, Reto Wissmann, Iris Kürschner, Rémy Kappeler, zvg
Das Mise en Place für Röteli: Nelken, Zimt, Zucker und natürlich Kirschen. Der Branntwein fehlt auf dem Bild.
Die Holzkelle, mit der Patrick im grossen Topf die Kirschen und Gewürze beim Aufkochen umrührt, stammt zwar nicht mehr aus der Zeit seiner Urgrossmutter Maria, genannt Mia. Das Rezept aber schon. Seit über 100 Jahren wird es in der Savogniner Familie Thurner, die im Dorf eine Drogerie führt, im Herbst zum Leben erweckt. Mit Erfolg. Anlässlich einer Blinddegustation der Zeitung «Südostschweiz» wurde der Röteli nach Mias Rezept unter sieben Mitbewerbern zum besten Graubündens gekürt. Die Jury lobte «die schöne kirschrote Färbung, den angenehm würzigen Nelkenduft und den fruchtigen Abgang». Von maximal sechs Punkten erreichte der Röteli aus der Drogaria 5,7 und war mit knapp 20 Franken auch noch der günstigste. Liegt es an den edlen Süsskirschen, die aus dem Kaukasus kommen? Oder ist es die gut abgestimmte Mischung von Nelken, Zimt, Zucker und dem Branntwein, der aus dem Luzernischen kommt? Fakt ist, dass Patrick alljährlich an die 2000 Liter herstellt. «Die gehen problemlos weg», sagt der gelernte Drogist, der den Familienbetrieb 1999 von seiner Mutter Astrid übernommen hat. Sie ist eine schweizweit bekannte Kräuterfrau, die Kräuterwanderungen anbietet und oberhalb des Dorfs bei Somtgant einen Alpenflorapfad hegt und pflegt.