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Vom Fels zum Stein

Erst mit Baggern Schicht um Schicht abgebaut, dann von Hand zu Pflastersteinen gehauen: Am Guber oberhalb Alpnach Dorf wird grauer Quarzsandstein abgebaut.
12.07.2024 • Text: Reto Wissmann, Bilder: Raja Läubli
Schicht für Schicht und über lange Zeit hat sich der Quarzsandstein gebildet.
Zu den Steinklopfern ob Alpnach
Alpnach Dorf • OW

Zu den Steinklopfern ob Alpnach

Von Alpnach fährt nicht nur die Zahnradbahn auf den Pilatus. Das Obwaldner Dorf ist auch bekannt für seinen Militärflugplatz und den Guber-Steinbruch. Auf einer Rundwanderung wirft man einen Blick auf beide Anlagen. Dazwischen gibt es viel Natur und ein bisschen Italianità. Vom Bahnhof Alpnach Dorf führt der Weg zunächst unter den Schienen und der Autostrasse hindurch und dann dem Flugplatz entlang. Der Militärflugplatz wurde während des Zweiten Weltkriegs ausgebaut und dient heute noch als Helikopterbasis. Bald geht es zurück auf die andere Seite der Autostrasse und der Grossen Schlieren folgend bergauf in Richtung Guber. Auf halber Strecke überquert der Weg das Flüsschen über eine Betonbrücke. Der Geissfusssteg scheint auf den ersten Blick unscheinbar, ist aber tatsächlich einer der letzten Zeugen der sogenannten Melan-Bauweise. Dabei wurden in der Frühzeit des Betonbaus genietete Stahlträger mit Beton ummantelt. Über die Wiesen geht es nun immer steiler hinauf bis nahe an den Steinbruch heran. Hier ist das unablässige Klopfen und Fräsen schon gut zu hören. Rund 30 000 Tonnen grauer Quarzsandstein werden hier jährlich verarbeitet. Ein weisser Wegweiser zeigt die Richtung zum öffentlichen Guber-Grillplatz, von wo sich ein direkter Blick auf die Anlagen des Steinbruchs bietet. Wird in der Schweiz eine Altstadtgasse oder ein Platz neu gepflästert, stammen die Steine meist aus Alpnach. Via den Sentiero dei Cavatori, den ehemaligen Arbeitsweg der italienischen Gastarbeiter, führt die Wanderung zunächst steil durch den Wald, später flacher der Grossen Schlieren entlang nach Schoried. In Erinnerung an die italienischen Steinklopfer haben Nachkommen 2003 mitten im Wald die Piazzetta degli Emigranti gebaut, einen grossen Rastplatz mit Unterstand, Brunnen und Grillplatz. Von Schoried führt schliesslich ein schöner Hohlweg zurück nach Alpnach Dorf.

Da möchte ich hin

Nähert man sich auf dem Wanderweg von Alpnach Dorf langsam dem Guber-Steinbruch, hört man bald das unablässige helle Klopfen: Pling, pling, pling, tönt es durch den Wald. Metall schlägt auf Metall, Hammer auf Meissel. Dazwischen das schrille Kreischen der Steinsägen und das dumpfe Rumpeln der Bagger und Lastwagen. Das Klopfen hört nicht auf, von morgens um 6 Uhr bis abends um 18 Uhr, sechs Tage die Woche, solange genügend Kraft in den Armen der portugiesischen Arbeiter ist und solange sie genügend Licht für ihr Handwerk haben.

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