Es kam aus dem Nichts. Aus der Stille. Zuerst ein Knacken und Brechen, kurz darauf ein mächtiges Krachen und Poltern. Eine Fichte, ohne Nadeln, ohne Rinde und kreideweiss, mit nur noch wenigen Ästen, verlor nach zwei- oder dreihundert Jahren, vielleicht auch mehr, den Stand, fiel zur Seite und donnerte zu Boden. Durch die Wucht des Aufschlags zerbarst der Stamm in Stücke, und deren zackig zerfranste Bruchstellen ragen nun in den Himmel.
Die Fichte ist schon vor vielen Jahren gestorben, aber noch Jahrzehnte stehen geblieben. Aber war sie wirklich tot? Nein. Eine riesige Menge von Lebewesen – Pilze, Würmer, Käfer und Larven – hatten sich in der Fichte niedergelassen. Sie hat ihnen ein Leben ermöglicht, denn ihr Holz bot ihnen Lebensraum, Schutz und Nahrung.
Vom Gipfel des Schilts führt der Weg dieser Wanderung hinunter an die sonnige Südseite in den Äugstenwald. Was für ein uriger Wald. Im oberen Teil des Waldreservats, bei der Alp Begliger Gand, führt der Weg in ein Durcheinander aus Felsbrocken und Mulden. Gämsen, Rothirsche und Birkhühner finden hier Nahrung und Unterschlupf. Etwas weiter unten, bei der Holzflue, stehen Karstfelsen am Wanderweg, verschrammt und scharfkantig, und man ist froh, heil und unzerkratzt daran vorbeizukommen. Im unteren Teil des Äugstenwalds folgt dann der Silberwald: Auf mehreren Hektaren stehen und liegen hier hunderte von abgestorbenen Fichten, mit ihrer fast weissen Oberfläche leuchten sie beinahe metallisch.
