
Daniel Bitschnau
«Wenn du die Welt bewegen willst, fang an, dich
selbst zu bewegen», heisst der Leitspruch des diplomierten
Sport physiotherapeuten Daniel Bitschnau. 2014
gründete er seine eigene Praxis Vita Physio. In seiner
Freizeit ist der passionierte Kletterer, Bergsteiger und
Skifahrer oft in der Natur unterwegs. Er weiss, worauf es
beim Sport in den Bergen ankommt und wie müde
Waden wieder fit werden. Der Sportphysiotherapeut
schlägt in Kombination mit 30- bis 45-minütigen Spaziergängen
drei Übungen vor, die man auch zu Hause
machen kann, immer wieder oder zwischendurch.
Wandern hält bekanntlich fit. Das Schöne an diesem Sport: Fast jede und jeder kann es, man benötigt dazu keine besondere Technik. Und trotzdem kann man, gerade bei Bergwanderungen, rasch an seine Grenzen kommen, technisch wie auch konditionell. Um Wanderungen im steilen und unebenen Gelände oder über lange Strecken gewachsen zu sein, ist eine gute körperliche Verfassung wichtig. Die entsprechende Fitness steigert nicht nur die Freude am Wandern, sondern senkt auch das Unfallrisiko.
Doch wie bringt man sich nach einer Winterpause wieder in Form? Und für wen empfiehlt sich ein Vorbereitungstraining überhaupt? DAS WANDERN hat dazu den Sportphysiotherapeuten Daniel Bitschnau befragt, der sagt: «Ein Training empfiehlt sich für alle! Damit lerne ich meinen Körper besser kennen, und ich weiss auch in anstrengenden oder herausfordernden Situationen in den Bergen, wie er funktioniert und wo meine Grenze liegt.» Um eine Überforderung zu vermeiden und damit verbundenes Verletzungsrisiko zu reduzieren, ist es ratsam, eine Wanderung zu wählen, der man punkto Schwierigkeit, Fitness und Gesundheitszustand ganz generell gewachsen ist. Wer weiter hinauswill, kann mit einem Training Ausdauer und Kraft steigern. «Genügend Bewegung ist immer sinnvoll. Und je älter man wird, desto mehr macht ein Training Sinn, um fit zu bleiben», ergänzt Bitschnau. Nach einer Bewegungspause diene das Training auch dazu, die motorischen Grundeigenschaften des Körpers in Schwung zu bringen, sagt er, und empfiehlt zum Einstieg vier Schritte und drei Übungen, die sich ohne Geräte einfach in den Alltag integrieren lassen.
Schritt 1: Einfach loslegen
Der Vorsatz ist also gefasst, das Wandertraining
kann beginnen. Los gehts. Doch
prompt meldet sich der innere Schweinehund,
der fl üstert, ob es denn wirklich losgehen
müsse, bei diesem Wind und Wetter?
«Ihn kennen wir alle», winkt Bitschnau
ab: «Bei den einen tritt er als zahmes
Schosshündchen auf, andere treten gegen
die Widerstände eines Wolfes an.» Er rät:
«Da kann ich nur sagen: Einfach machen!»
Denn fürs Wetter gibt es entsprechende Kleidung, und die frische Luft stärkt das
Immunsystem. Ausserdem bleibt sowieso
keine Zeit zum Herausschieben. Der ideale
Zeitpunkt, um mit dem Training anzufangen,
ist drei Monate vor der Wandersaison.
Schritt 2: Ausdauer steigern
Ausdauer ist die wichtigste physische
Grundeigenschaft beim Wandern. Deshalb
ist ein zentrales Ziel des Trainings, das
Herz-Kreislauf-System in Schwung zu bringen
und dadurch die Grundfi tness zu steigern.
«Das Training sollte von der Belastung
her möglichst nahe an jener einer
Wanderung sein», betont Bitschnau. Dazu
reiche ein fl otter Spaziergang von 30 bis
45 Minuten zwei bis drei Mal pro Woche.
«Dabei würde ich auch gleich die Wanderausrüstung
tragen. So kann etwa der neue
Schuh eingelaufen werden, und Bein-,
Hüft- sowie Rückenmuskulatur gewöhnen
sich an ihn.»
Schritt 3: Kraft und Koordination
Ausdauer ist zwar wichtig, doch nicht alles
– Kraft und Koordination sollten nicht
vergessen werden. Unter Koordination versteht
man die Steuerung des motorischen
Systems. Ein Koordinationstraining kann
etwa helfen, trittsicherer zu werden, was
das Verletzungsrisiko senkt. «Das lässt
sich einfach einbauen. Etwa mit Kniebeugen
oder Ausfallschritten, die man während
des Spaziergangs macht.» Wieder zu
Hause geht es weiter: «Man kann beispielsweise
dreimal 15 Kniebeugen machen,
beim Treppenlaufen jeden zweiten
Tritt nehmen oder gar rückwärts die
Treppe hinaufgehen», schlägt der Sportphysiotherapeut
vor.
Schritt 4: Schneller, höher, weiter?
Die ersten Trainings sind nun geschafft.
Wie lassen sich Ausdauer und Geschicklichkeit
steigern? Was ist besser: Möglichst
an Kraft durch Tempo zulegen, oder eher
Dauer und Schwierigkeit der Übungen erhöhen?
Bitschnau: «Sowohl als auch. Ich
würde zunächst im fl achen Gelände beginnen
und das Tempo variieren. Dann im fl achen
Gelände bleiben und mit einem Intervalltraining
starten.» Heisst: Zwei Minuten
so zügig laufen, dass die Herz- und Atemfrequenz
steigt. Darauf folgt eine Minute
aktive Regeneration mit gemütlichem Gehen.
Dies wiederholt man fünf bis acht
Mal. «Als weitere Trainingsvariation würde
ich gelegentlich eine Route wählen, bei der
es einige Höhenmeter zu überwinden gibt.
Denn für die Bergwanderung muss auch
das Auf- und vor allem das Abwärtsgehen
trainiert werden.»
Fit wie ein Wanderschuh: die Übungen


